Wie auch immer dein Körper aussieht und sich anfühlt – du hast nur diesen einen. Mit ihm in weitgehendem Frieden zu leben und sich in ihm einigermaßen oder besser noch richtig wohlzufühlen und bildet eine wichtige Grundlage für mehr Zufriedenheit, Wohlbefinden und eine genussvolle, befriedigende Sexualität. Manche sprechen davon, es sei ein Ziel, sich und seinen Körper selbst zu lieben. Das ist ein schönes Ziel, aber auch ein hochgestecktes. Vielleicht wäre ja auch „insgesamt ganz gerne mögen“ oder „insgesamt okay damit sein“ schon ausreichend.
Dass wir unsere Eitelkeiten haben und dass wir uns auch mit anderen vergleichen, ist menschlich. In gewissem Maße auf sein Äußeres zu achten, kann auch Selbstachtung und Selbstfürsorge bedeuten. Und natürlich spielen Äußerlichkeiten auch bei der Wahl von Sexual- und Lebenspartner:innen eine unweigerliche Rolle – wir möchten uns von der Attraktion des anderen hingezogen fühlen und selbst vom anderen attraktiv gefunden werden. Selbstverständlich entsteht Attraktion auch durch eine Mischung verschiedener innerlicher wie äußerlicher Faktoren.
Problematisch wird es dann, wenn wir uns – wie zuvor beschrieben – von den toxischen Gedanken leiten lassen, dass es nur eine bestimmte Art oder Optik gibt, die attraktiv sein kann und die wir erreichen müssen, uns ständig und abwertend vergleichen und uns in der Beschäftigung mit unserem Äußeren und unserer Wirkung auf leidvolle Weise verlieren. So viel steht fest: Es gibt eine sehr große Spannbreite dessen, was Menschen individuell als besonders attraktiv, ästhetisch und erregend empfinden, anders als es uns allzu oft durch die Darstellung weniger, eng gefasster Ideale vermittelt wird.
Im Hinblick auf den Umgang mit unserem Körper hilft uns die Haltung des Selbstmitgefühls: Nicht hart, grausam und unnachgiebig mit sich umgehen, sondern wann immer möglich freundlich, wohlwollend und verständnisvoll. So, wie es ein guter Freund oder Freundin mit einem tun würde. Gesunde, konstruktive Selbstkritik ist im Gegensatz zur hartherzigen Selbstabwertung natürlich erlaubt.
Wenn man sich gehen hat lassen, ungepflegt und ungewaschen durch den Tag geht, sich eine ungesunde, schlechte Körperhaltung angewöhnt hat oder sich aufgrund einer Gewichtszunahme ungesünder und unbeweglicher fühlt, kann man sich auch mal wieder freundlich und bestimmt zurück auf Kurs bringen. Das wäre dann keine destruktive Selbstabwertung, sondern als konstruktive Selbstachtung zu verstehen. Um sich selbst besser mit seinem Körper und dem Bild im Spiegel anzufreunden und ein stimmigeres, verbundeneres und lebendigeres Körpergefühl zu entwickeln, können folgende Ideen und Übungen hilfreich sein:
1) Körperliche Aktivitäten finden, die man gerne mag und bei denen man sich und seinen Körper „gut spürt“ (zum Beispiel Sport, Yoga, Qi Gong oder anderes)
2) Sich Zeit für Körperpflege nehmen und diese auch als etwas Sinnliches, Genussvolles erleben.
3) Spiegel-Übung: Sich immer wieder langsam von oben bis unten im Spiegel ansehen, die Körperbereiche innerlich neutral kommentieren („Das ist meine Brust…“ usw.), wenn einem etwas gefällt auch innerlich positiv kommentieren („Ich mag meine Beine…“ usw.); wenn abwertende Gedanken aufkommen, dürfen diese da sein und werden nicht weggedrückt, aber es wird ihnen nicht weiter gefolgt und es wird mit der Übung fortgefahren. Zugegeben, diese Übung ist eine echte Herausforderung und dass negative Gefühle auftreten, ist normal. Mit häufiger Wiederholung tritt aber meist eine Gewöhnung ein und die Übung kann ihre positive Wirkung im Sinne der Selbstannahme nach und nach entfalten.
4) Sich immer wieder vergegenwärtigen, was der Körper alltäglich für dich tut und leistet.