Was ist Achtsamkeit?

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit - so viel mehr als ein Trend

Lesezeit: ca. 10 Min.

Wer kennt es nicht? Häufig befinden wir uns in unserem Alltag in einer Art „Autopilot-Modus“. Wir funktionieren, führen Handlungen aus und sind dabei gedanklich ganz woanders, machen mehrere Dinge gleichzeitig oder reagieren unbedacht auf Situationen. Unsere Gedanken springen in Momenten, in denen wir zur Ruhe kommen könnten, wild von der Vergangenheit zur Zukunft und drehen sich im Kreis. Wir bewerten schnell, meinen mitunter sofort zu wissen, wie die Dinge sind und schaukeln uns innerlich wegen gefühlter Kleinigkeiten auf.

Eine innere Unruhe treibt uns, lässt uns nur schwer innehalten und bewegt uns dazu, uns auf irgendeine Weise von etwas ablenken zu wollen. Vieles rast gefühlt an uns vorbei, die Zeit vergeht schnell und manchmal haben wir schon bald wieder vergessen, was wir eigentlich getan haben und was uns bewegt hat.

Potenziell schöne Momente werden mitunter kaum wahrgenommen und mit schwierigen Gefühlen und Gedanken, die uns vielleicht etwas Wichtiges sagen wollen, findet kaum eine bewusste Beschäftigung statt. Aber das alles passiert eben irgendwie so.

Diesen Autopilot-Modus mit all seinen Facetten kannst du als das Gegenteil von Achtsamkeit verstehen. Grundsätzlich muss der Autopilot-Modus nichts problematisches sein.

Er ist im Alltag für uns häufig auch etwas hilfreiches und kann sogar aus evolutionärer Perspektive unser Überleben sichern. Würde keine unserer alltäglichen Handlungen wie automatisch ablaufen, wären wir schnell überfordert und nicht mehr funktionsfähig – und könnten zum Beispiel in Gefahrensituationen nicht schnell und effektiv reagieren. Allerdings kann er uns häufig – gerade auch in Bezug auf suchtartige Gewohnheiten – zum Verhängnis werden und das Treffen bewusster Entscheidungen, wie das Unterbrechen einer für uns problematischen und nachteiligen Handlung, verhindern.

Unter diesem Autopilot-Modus kannst du dir also schon gut etwas vorstellen. Aber was bedeutet nun eigentlich Achtsamkeit?

Der Begriff der Achtsamkeit hat seit einigen Jahren einen regelrechten Hype erfahren und wird teils schon inflationär in Coaching- und anderen Kreisen sowie auf Social Media verwendet und scheint dadurch schon fast etwas von seinem eigentlichen Wert zu verlieren. Aber Achtsamkeit ist weit mehr als ein Trend oder eine Worthülse. Befasst man sich ausführlicher damit, so wird einem klar, dass Achtsamkeit eigentlich etwas so Einfaches wie Essenzielles ist, für die meisten von uns in der Umsetzung aber etwas sehr Herausforderndes und Schwieriges.

Der Begriff stammt ursprünglich aus der buddhistischen Tradition, allerdings existieren die damit verbundenen Grundgedanken, wenn auch unter anderen Bezeichnungen und vielleicht in etwas anderen Varianten, in allen Kulturkreisen.

Achtsamkeit meint eine Art der bewussten Lenkung von Aufmerksamkeit. Dabei geht es darum, seine Aufmerksamkeit auf den aktuellen, erlebbaren Moment zu richten.
Diesem Moment soll zunächst aufmerksam beobachtend, offen und akzeptierend begegnet werden. Statt zu reagieren und den Moment quasi zu überspringen wird schlicht und ergreifend wahrgenommen, was gerade innerlich und äußerlich vor sich geht. Anstatt zu bewerten, ob das gut oder schlecht ist, wird akzeptiert, was vor sich geht – kurz gesagt: Das, was gerade da ist, ist eben da und ich beobachte es. Das bedeutet keinesfalls, gleichgültig zu sein. Aber darauf gehen wir in der nächsten Lektion noch genauer ein. Die Devise ist also: Wahrnehmen und beobachten statt im Autopilot-Modus überspringen und aufgrund von Bewertungen handeln. Man könnte sagen, dass Achtsamkeit auch das Gegenteil von Vermeidung ist und dir die direkte, bewusste Erfahrung ermöglicht: Du bleibst im Moment und kannst ihn genießen oder aber – im schwierigen Fall – ihn aushalten. Du nimmst Teil und stehst nicht unbewusst daneben. Dies kann für dich zu einer großen Hilfe in der weiteren Auseinandersetzung mit deiner suchtartigen Gewohnheit und für künftige Veränderung werden.